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»oberflächlich ... Mythos der Fassaden«
Das Designprojekt an der Fakultät Gestaltung beschäftigt sich mit Fassaden, beschrieben mit dem Begriff »oberflächlich«. Absicht war es persönliche Fassaden zu gestalten, die die Informationsträger ihrer Inhalte sind. Der Körper verbindet sich über die Fassade mit dem Raum, die Oberfläche funktioniert als Schnittstelle des »Innen« zum »Aussen«. Die Projektreihe nennt sich »Körperhüllen«. Unsere Körperhüllen sind zu verstehen als der gestaltete Raum um uns, der sich in unserer Kleidung darstellt, in den Objekten um uns und in den Architekturen, in die wir uns hineinbegeben. Unsere Körperhüllen dienen als Mittel zur visuellen Kommunikation.
Der Titel »oberflächlich« bezieht sich auf die Oberfläche, mit der wir kommunizieren, wenn wir Hüllen für und um unseren Körper gestalten. Gleichzeitig bezieht sich dieser Begriff auch auf das flache Material, das, dadurch, dass es die Oberfläche formt, körperlich wird, also ins Räumliche übertragen wird. Wenn wir Oberflächen gestalten, wollen wir die Objekte oder Personen die darin stecken sinnlich erfahrbar zu machen.
Der Beginn der Erkenntnisfrage ist dargestellt über die veränderte Wahrnehmung der Oberfläche. Adam und Eva erkennen, dass sie nackt sind, nachdem sie die Frucht vom Baum der Erkenntnis gespeist haben. Sie beginnen nach dem Sichtbaren zu urteilen, sie verlassen das Paradies.
Der provokativ eingesetzte Begriff »oberflächlich« ist negativ behaftet, weil scheinbar die inneren Werte übergangen werden. Und doch stellt das Oberflächliche den Übergang von innen nach aussen dar. Die Oberfläche, die Fassade repräsentiert den Inhalt.
In unserem Designprojekt in diesem Wintersemester 2014/15 beschäftigten wir uns mit dieser so zu nennenden architektonischen Dimension der Kleidung. Wie die Kleidung als Fassade funktioniert und kommuniziert, und wie wir über unsere Fassaden wahrgenommen werden. Wie gestalten wir oder gar manipulieren wir diese Aussenwahrnehmung? Gibt es an unserer Oberfläche Öffnungen, Fenster und Einblicke nach innen?
Hieraus ergab sich die erste fotografische Recherche: »Fassaden des Alltags« Wo liegen unsere Oberflächen und wie sehen sie aus? Gefolgt von einer weiteren Fotorecherche zum Thema »Die Haut als Botschaft«, wie wir über unsere Aussenhaut, unsere nächste Körperhülle kommunizieren. Ein Erforschen der Psychologie unserer Hüllen.
Hierauf folgte eine experimentelle Übung mit dem Material Textil umzugehen. Es wurden textile Räume im Raum hergestellt, Hüllen für Körper drapiert. Diese umhüllenden Strukturen wurden direkt fotografisch dokumentiert. Dabei entstanden einige Fotoserien. Das hieraus gewachsene Interesse am Material Textil gab Grund für eine intensivere Beschäftigung mit verschiedenen Textilarten, Materialien der Oberflächen.
Dem folgte eine technische Auseinandersetzung: wie lassen sich textile Räume herstellen. Der Bekleidungsschnitt, oder die Abwicklung, schafft den Übergang des zweidimensionalen Materials, z.B. Stoff, ins Dreidimensionale. Um die Grundlagen der Schnittechnik zu vermitteln kam meine Mutter, Renée Hepp, von Beruf Schnitt-Directrice für Bekleidung, zu Besuch.
Bei der Betrachtung der Oberfläche als Schnittstelle eines Austauschs von Innen nach Aussen erschliesst sich über das »Von Aussen nach Innen« nachzudenken und darüber »Was wir zu uns nehmen«. Ein Exkurs in das Designfeld des »Eating Design« gab Anlass ein Dinner zu veranstalten. Die Thematik des «Oberflächlichen« wurde in Speisen umgesetzt, das Interagieren eines gemeinsamen Kochens und miteinander Speisens als Gestaltungsaufgabe gesehen. Christian Bauer gab zur Tafelrunde einen gastrosophischen Vortrag. Die gemeinsame Aktion des Dinners war die Schlüsselveranstaltung für die nun beginnende Teamarbeit, die gemeinsame Performance um das Projekt im Gesamten zu präsentieren. Ziel des Semesterprojekts war es Entwürfe im realen Masstab 1:1 herzustellen. Jeder Teilnehmer entwarf ein lifesize Modell zu dem Thema Fassaden. Die Projekte bewegten sich weg von der konventionellen Vorstellung von Kleidung. Kleidung wurde als Raumkonzept erschlossen.
Nach der Entwurfs- und Konzeptionsphase wurden in mehreren intensiven Werkstatt-Tagen die Modelle hergestellt.
Die 11 Modelle wurden in einer Performance gezeigt. Diese Präsentation wurde als Gestaltungsaufgabe vom ganzen Team konzipiert und geplant. Hierbei arbeiteten alle für das Ganze, jeder bewältigte einen anderen Teilbereich, wie die Gestaltung des Performance-Raumes, die Musik dazu, das Licht, die Choreographie, wie die Zuschauersituation, die Ankündigung durch Plakate, wie die Dokumentation durch Foto und Film. Auch die Verköstigung der Gäste war als Designaufgabe verstanden, mit passenden drinks und das Fassadenthema veranschaulichenden Leckereien.
Patricia Hepp