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»Sphären – textile Räume in der visuellen Kommunikation«
Ein Designprojekt im Wintersemester 2013/14 an der Fakultät Gestaltung der Hochschule Würzburg-Schweinfurt dessen Inhalt sich auf die umgebenden Sphären des Einzelnen bezieht, auf den gestalteten Raum um den Körper, die Körperhülle, als Mittel zur visuellen Kommunikation.
»the only important thing about design is how it relates to people« Viktor Papanek. Der Mensch stand bei unseren Designprojekt im Mittelpunkt. Die subjektive Wahrnehmung der Gestaltung unserer Sphären.
Der bei Sloterdijk entlehnte Titel »Sphären« bezieht sich in unserem Projekt auf die Räume die uns, leiblich, umgeben. Wir bewegen uns in Sphären, suchen diese auf, und gestalten sie, unsere Arbeitssphäre, Privatsphäre, Rückzugssphäre... . Und wir kommunizieren über die Sphären, über die Räume mit denen wir uns umgeben.Unserem Designprojekt in diesem Wintersemester 2013/14 lag ein Denkmodell zugrunde, das sich auf unsere Körperhüllen bezieht. Mit »Körperhüllen« ist nicht nur unsere Kleidung gemeint, sondern auch die Objekte, die uns umgeben, die Räume um uns, bis hin zur Architektur in die wir uns hineinbegeben.Aufbauend auf diesem Prinzip erörterten wir die Fähigkeiten und Bedeutungen dieser Körperhüllen, wie zum Beispiel ihre Schutzfunktion für uns, die psychologische und die physiologische. Die verschiedenen Möglichkeiten über diese Hüllen zu kommunizieren wurden erarbeitet. Ihre Bedeutung als Informationsträger ihres Inhalts. Eine Analogie der Kleidung zum gestalteten Raum ergab sich aus diesen Untersuchungen. Die architektonischen Fähigkeiten von Kleidung wurden diskutiert.
Hieraus ergab sich die erste fotografische Recherche: Aufgabe war es raumschaffende Situationen der Kleidung zu beobachten. Wie nehmen wir mit unserer Kleidung Raum ein, und welche räumliche Dimension unserer Kleidung wird bei den Anderen wahrgenommen?
Über den subjektiven Blick, von innen auf unser Umfeld, war es interessant unsere »living units« zu untersuchen. Zu betrachten in welchen Sphären sich jeder individuell bewegt. Es entstanden Diagramme , die die individuellen Sphären bezeichnen.
Daraus ergab sich die Fragestellung wie sich diese persönlichen Sphären beeinflussen und gestalten lassen. Und weiter: Wie lässt sich Atmosphäre gestalten? Und in der Wahrnehmung von aussen: Wie kommuniziert eine Person über ihre Körperhüllen, über die Sphären mit denen sie sich umgibt? Wie kann ich als Gestalter die Kommunikation der Räume um mich steuern? Vorraussetzung der Gestaltung in diesem Projekt, war es sich mit textilen Räumen zu beschäftigen.
Dazu war es notwendig sich mit der Technik zu befassen, wie sich textile Räume herstellen lassen. Den Übergang des zweidimensionalen Materials Stoff ins Dreidimensionale kennenzulernen. Um die Grundlagen der Schnittechnik zu vermitteln kam meine Mutter, Renée Hepp, von Beruf Schnittechnikerin für Bekleidung, zu Besuch.
Ziel des Semesterprojekts war es Entwürfe im realen Masstab 1:1 herzustellen. Um die Materialeigenschaften von Textilien kennenzulernen und die Möglichkeiten mit ihnen Raum zu schaffen, fand ein Experimentiertag statt. Textilien verschiedener Eigenschaften, transparent oder dehnbar, oder fest und schwer, oder voluminös geschäumt waren im Angebot um damit raumschaffende Experimente zu machen. Diese fanden im Fotostudio statt und wurden direkt fotografisch dokumentiert.
Nach dieser geführten Recherchephase befassten sich die Kursteilnehmer mit dem Hauptthema, ihren Entwurfsprojekt. In mehreren Werkstatt-Tagen wurden die Modelle hergestellt.
Die Projekte behandelten verschiedene Aspekte unserer Lebens-Sphären und unterschiedliche Konzepte der Verhüllung. Clara entwarf einen Bettdecken-Mantel mit dem Titel "cosy". Einhüllend mit der Wohlfühlwelt der Bettdecke, spielt der Mantel mit dem Übergang von zwei Lebenssphären, der des Schlafens und der des Tagwerks. Theresa hatte mit ihrem Kubuskleid "spacial" die Intention die Körperformen zu verändern, um sie als Privatsphäre zu verhüllen, und nicht preiszugeben. Innerhalb der Kleidhülle ist privater Raum geschaffen, der vor "Angriff" von aussen geschützt ist. Ihr kubisches Kleid ist eine psychologische Schutzhülle.Dominik spielt mit seinem Entwurf „moon anyone jacket“ auf die Anonymität hinter der Maske an. Reduziert auf ein Skelett sind wir alle ähnlich, anonym. Das Skelett steht auch für den Tod, für die Vergänglichkeit , ist abschreckend und bietet damit nochmal seinem Träger Freiheit - Narrenfreiheit, um aus der Konvention auszubrechen.Marianne in ihrem Modell "loom large" veranschaulicht einen Ausdruck von Angst, die Nackenhaare aufstellen, das gleichzeitig eine Drohgebärde ist und die Person vom Umfang vergrössert.
Verena stellt die perfekte Reisekleidung vor mit "travely", eine Schutzhülle, die Privatsphäre bietet und Wohlfühlcharakter hat durch die integrierte Nackenstütze.Franca, mit ihrem Projekt "armskirt" überträgt die Typologie des Kleidungsstückes Rock auf den Ärmel. Der Rock der sich als ein, die weiblichen Hüften betonendes Kleidungsstück, entwickelt hat, macht in ihrem grotesken Modell den Ärmel zum optischen Mittelpunkt der Erscheinung.Franzi macht bei ihrem Modell "visual reflection" menschliche Begegnungen sichtbar. Eine prismaförmige Spiegelung des Betrachters und damit auch der eigenen Emotionen bei der Begegnung. Das Kleid veranschaulicht Vorgänge der Wahrnehmung.Ronjas Modell "dresscoat", veranschaulicht die Verbindung zweier conträrer Kleidungsstücke, und der damit verbundenen Konventionen - der weit bedeckende Mantel wird zum minimal verhüllenden Kleid.Markus Projekt "workflow" verbindet zwei Lebenssituationen, und führt das Arbeiten, für das der Trenchcoat steht, zusammen mit Freizeit. Die entspannte Körperhaltung wird gestützt durch den Sitzgurt, der vorher der Gürtel war.Tims "coverkeeper"zeigt einen Hut, der wie ein Berg geformt, dem Träger eine schützende Höhle bietet, eine Schicht in den Hüllen um die Privatsphäre. Die Hüllen sind stückweise ablegbar, stückweise Enthüllung, je nachdem wie öffentlich oder privat sich der Träger präsentieren möchte.Sarah verbindet sich durch das Kleid "Pendula" mit dem Raum. Sie hakt sich in die Architektur ein um, die für die Trägerin ideale Form des Daseins, zu erreichen, das schwerelose Schaukeln.Und schließlich Yvonnes Modell "Cylindric" das einen Schutzraum darstellt, um sich in der Öffentlichkeit eine Rückzugssphäre zu schaffen. Die Trägerin kann sich damit spontan verhüllen und geheimnisvoll, geschmückt verschwinden.
Die 12 Modelle wurden in einer Performance gezeigt. Diese Präsentation wurde als Gestaltungsaufgabe vom ganzen Team konzipiert und geplant. Hierbei alle für das Ganze, jeder bewältigte einen anderen Teilbereich, wie die Gestaltung des Performance-Raumes, die Musik dazu, das Licht, die Choreographie, wie die Zuschauersituation, die Ankündigung durch Plakate, wie die Dokumentation durch Foto und Film. Auch die Verköstigung der Gäste war als Designaufgabe verstanden, mit passenden drinks und das Hüllenthema veranschaulichenden Leckereien.
Nach der erfolgreichen Präsentation wurde wieder ins teams gearbeitet um das Semesterprojekt in dieser Katalogbroschüre und die Performance in einem Film zu dokumentieren. Ein drittes team konzipierte die Repräsentation des Projektes auf der Ausstellung der Fakultät Gestaltung.
Ich möchte mich hier für das aussergewöhnliche Engagement bedanken, das die Studierenden für dieses umfangreiche Semesterprojekt zeigten. Auch möchte ich mich bei den Kollegen und Mitarbeitern der Fakultät Gestaltung bedanken für ihre Hilfe und Unterstützung in der Durchführung unseres Projektes. Vor allem gilt mein Dank auch dem Dekanat Prof Uli Braun und Prof Erich Schöls für ihr entgegenbrachtes Vertrauen und die wiederholte Einladung an die Schule. Die Arbeit hieran hat mir viel Freude gebracht.
Patricia Hepp